Die US-Hegemonie und ihre Gefahren

Chinesisches Außenministerium     —    20.02.2023

Original Artikel: US Hegemony and Its Perils
Übersetzung: 08.03.2023

Ein­füh­rung

Seit­dem die Ver­ei­nig­ten Staa­ten nach den bei­den Welt­krie­gen und dem Kal­ten Krieg zum mäch­tigs­ten Land der Welt ge­wor­den sind, ha­ben sie sich im­mer dreis­ter in die in­ne­ren An­ge­le­gen­hei­ten an­de­rer Län­der ein­ge­mischt, die He­ge­mo­nie an­ge­strebt, auf­recht­er­hal­ten und miss­braucht, Sub­ver­si­on und In­fil­tra­ti­on vor­an­ge­trie­ben und vor­sätz­lich Krie­ge ge­führt, die der in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft Scha­den zu­fü­gen.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben ein he­ge­mo­nia­les Dreh­buch ent­wi­ckelt, um un­ter dem Deck­man­tel der För­de­rung von De­mo­kra­tie, Frei­heit und Men­schen­rech­ten "Farb-Re­vo­lu­tio­nen" zu in­sze­nie­ren, re­gio­na­le Strei­tig­kei­ten an­zu­zet­teln und so­gar di­rekt Krie­ge zu füh­ren. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten hal­ten an der Men­ta­li­tät des Kal­ten Krie­ges fest und ha­ben die Block­po­li­tik ver­schärft und Kon­flik­te und Kon­fron­ta­tio­nen ge­schürt. Sie hat das Kon­zept der na­tio­na­len Si­cher­heit über­stra­pa­ziert, Ex­port­kon­trol­len miss­braucht und an­de­ren ein­sei­ti­ge Sank­tio­nen auf­ge­zwun­gen. Sie geht se­lek­tiv mit dem Völ­ker­recht und in­ter­na­tio­na­len Richt­li­ni­en um, nutzt oder ver­wirft sie nach ei­ge­nem Gut­dün­ken und ver­sucht, im Na­men der Auf­recht­er­hal­tung ei­ner "re­gel­ba­sier­ten in­ter­na­tio­na­len Ord­nung" Re­geln durch­zu­set­zen, die ih­ren ei­ge­nen In­ter­es­sen die­nen.

Durch Dar­stel­lung der re­le­van­ten Fak­ten ver­sucht die­ser Be­richt, den Miss­brauch der He­ge­mo­nie der USA im po­li­ti­schen, mi­li­tä­ri­schen, wirt­schaft­li­chen, fi­nan­zi­el­len, tech­no­lo­gi­schen und kul­tu­rel­len Be­reich auf­zu­de­cken und grö­ße­re in­ter­na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit auf die Ge­fah­ren der US-Prak­ti­ken für den Welt­frie­den und die Sta­bi­li­tät so­wie das Wohl­er­ge­hen al­ler Völ­ker zu len­ken.

I. Po­li­ti­sche He­ge­mo­nie - ih­ren Ein­fluss gel­tend ma­chen

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­su­chen seit lan­gem, im Na­men der För­de­rung von De­mo­kra­tie und Men­schen­rech­ten an­de­re Län­der und die Welt­ord­nung nach ih­ren ei­ge­nen Wert­vor­stel­lun­gen und ih­rem po­li­ti­schen Sys­tem zu for­men.

◆ Bei­spie­le für die Ein­mi­schung der USA in die in­ne­ren An­ge­le­gen­hei­ten an­de­rer Län­der sind zahl­reich. Im Na­men der "För­de­rung der De­mo­kra­tie" ver­folg­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten in La­tein­ame­ri­ka ei­ne "Neo-Mon­roe-Dok­trin", sta­chel­ten "Farb-Re­vo­lu­tio­nen" in Eu­ra­si­en an und in­sze­nier­ten den "Ara­bi­schen Früh­ling" in Westasi­en und Nord­afri­ka, der in vie­len Län­dern Cha­os und Ka­ta­stro­phen aus­lös­te.

Im Jahr 1823 ver­kün­de­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten die ur­sprüng­li­che Mon­roe-Dok­trin. Wäh­rend sie für ein "Ame­ri­ka für die Ame­ri­ka­ner" warb, woll­te sie in Wirk­lich­keit ein "Ame­ri­ka für die Ver­ei­nig­ten Staa­ten".

Seit­dem ist die Po­li­tik der auf­ein­an­der fol­gen­den US-Re­gie­run­gen ge­gen­über La­tein­ame­ri­ka und der Ka­ri­bik durch­setzt mit po­li­ti­scher Ein­mi­schung, mi­li­tä­ri­schen In­ter­ven­tio­nen und Re­gime-Change Ope­ra­tio­nen. Von der 61 Jah­re an­dau­ern­den Feind­schaft und Blo­cka­de Ku­bas bis zum Sturz der Al­len­de-Re­gie­rung in Chi­le be­ruht die US-Po­li­tik in die­ser Re­gi­on auf ei­ner Ma­xi­me: Wer sich un­ter­wirft, wird Er­folg ha­ben, wer Wi­der­stand leis­tet, wird un­ter­ge­hen.

Das Jahr 2003 mar­kier­te den Be­ginn ei­ner Rei­he von "Far­bre­vo­lu­tio­nen" - die "Ro­sen­re­vo­lu­ti­on" in Ge­or­gi­en, die "Oran­ge Re­vo­lu­ti­on" in der Ukrai­ne und die "Tul­pen­re­vo­lu­ti­on" in Kir­gis­tan. Das US-Au­ßen­mi­nis­te­ri­um gab of­fen zu, ei­ne "zen­tra­le Rol­le" bei die­sen "Re­gi­me­wech­seln" zu spie­len. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten misch­ten sich auch in die in­ne­ren An­ge­le­gen­hei­ten der Phil­ip­pi­nen ein und stürz­ten Prä­si­dent Fer­di­nand Mar­cos se­ni­or. im Jahr 1986 und Prä­si­dent Jo­seph Estra­da im Jahr 2001 durch die so ge­nann­ten "Volks­re­vo­lu­tio­nen" [auch ED­SA-Re­vo­lu­ti­on].

Im Ja­nu­ar 2023 ver­öf­fent­lich­te der ehe­ma­li­ge US-Au­ßen­mi­nis­ter Mi­ke Pom­peo sein neu­es Buch Ne­ver Gi­ve an Inch: Figh­ting for the Ame­ri­ca I Love ["Nie­mals einen Zen­ti­me­ter zu­rück­wei­chen: Kämp­fen für das Ame­ri­ka, das ich lie­be"]. Dar­in ent­hüll­te er, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ei­ne In­ter­ven­ti­on in Ve­ne­zue­la an­ge­zet­telt hat­ten. Der Plan war, die Re­gie­rung Ma­du­ro zu ei­ner Ei­ni­gung mit der Op­po­si­ti­on zu zwin­gen, Ve­ne­zue­la die Mög­lich­keit zu neh­men, Öl und Gold ge­gen De­vi­sen zu ver­kau­fen, star­ken Druck auf die Wirt­schaft des Lan­des aus­zuü­ben und die Prä­si­dent­schafts­wah­len 2018 zu be­ein­flus­sen.

◆ Die USA mes­sen mit zwei­er­lei Maß bei in­ter­na­tio­na­len Re­geln. In­dem sie ihr Ei­gen­in­ter­es­se an die ers­te Stel­le set­zen, ha­ben sich die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von in­ter­na­tio­na­len Ver­trä­gen und Or­ga­ni­sa­tio­nen ent­fernt und ihr na­tio­na­les Recht über das in­ter­na­tio­na­le Recht ge­stellt. Im April 2017 kün­dig­te die Trump-Ad­mi­nis­tra­ti­on an, dass sie dem Be­völ­ke­rungs­fonds der Ver­ein­ten Na­tio­nen (UNF­PA) al­le US-Fi­nanz­mit­tel mit der Be­grün­dung strei­chen wür­de, dass die Or­ga­ni­sa­ti­on "ein Pro­gramm zur Zwangs­ab­trei­bung oder un­frei­wil­li­gen Ste­ri­li­sa­ti­on un­ter­stützt oder sich an der Ver­wal­tung ei­nes sol­chen Pro­gramms be­tei­ligt". Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben die UN­ES­CO zwei­mal ver­las­sen, 1984 und 2017. Im Jahr 2017 kün­dig­te sie an, aus dem Pa­ri­ser Kli­ma­ab­kom­men aus­zu­tre­ten. Im Jahr 2018 kün­dig­te sie ih­ren Aus­tritt aus dem UN-Men­schen­rechts­rat an und be­grün­de­te dies mit der "Vor­ein­ge­nom­men­heit" der Or­ga­ni­sa­ti­on ge­gen­über Is­rael und dem Ver­sa­gen, die Men­schen­rech­te wirk­sam zu schüt­zen. Im Jahr 2019 kün­dig­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ih­ren Aus­stieg aus dem Ver­trag über nu­klea­re Mit­tel­stre­cken­waf­fen an, um die un­ge­hin­der­te Ent­wick­lung fort­schritt­li­cher Waf­fen zu er­mög­li­chen. Für 2020 kün­dig­te sie an, aus dem Ver­trag über den Of­fe­nen Him­mel aus­zu­tre­ten.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben auch die Kon­trol­le bio­lo­gi­scher Waf­fen be­hin­dert, in­dem sie sich den Ver­hand­lun­gen über ein Ve­ri­fi­zie­rungs­pro­to­koll für das Bio­waf­fen­kon­ven­ti­on (BWK) wi­der­setz­ten und die in­ter­na­tio­na­le Über­prü­fung der Ak­ti­vi­tä­ten von Län­dern im Zu­sam­men­hang mit bio­lo­gi­schen Waf­fen be­hin­der­ten. Als ein­zi­ges Land, das über Che­mie­waf­fen­be­stän­de ver­fügt, ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten die Ver­nich­tung von Che­mie­waf­fen wie­der­holt ver­zö­gert und sind ih­ren Ver­pflich­tun­gen nur zö­ger­lich nach­ge­kom­men. Sie ist zum größ­ten Hin­der­nis für die Ver­wirk­li­chung ei­ner "Welt frei von che­mi­schen Waf­fen" ge­wor­den.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten set­zen durch ihr Bünd­nis­sys­tem klei­ne Blö­cke zu­sam­men. Sie hat der asia­tisch-pa­zi­fi­schen Re­gi­on ei­ne "In­do-Pa­zi­fik-Stra­te­gie" auf­ge­zwun­gen, ex­klu­si­ve Clubs wie die Fi­ve Eyes, die Quad und AU­KUS ge­grün­det und die Län­der der Re­gi­on ge­zwun­gen, Par­tei zu er­grei­fen. Sol­che Prak­ti­ken die­nen ih­nen im We­sent­li­chen da­zu, die Re­gi­on zu spal­ten, Kon­fron­ta­tio­nen zu schü­ren und den Frie­den zu un­ter­gra­ben.

Die USA fäl­len will­kür­lich Ur­tei­le über die De­mo­kra­tie in an­de­ren Län­dern und fa­bri­zie­ren ein falsches Nar­ra­tiv von "De­mo­kra­tie im Ge­gen­satz zu Au­to­ri­ta­ris­mus", um Ent­frem­dung, Spal­tung, Ri­va­li­tät und Kon­fron­ta­ti­on zu schü­ren. Im De­zem­ber 2021 ver­an­stal­te­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten den ers­ten "Gip­fel für De­mo­kra­tie", der von vie­len Län­dern kri­ti­siert und ab­ge­lehnt wur­de, weil er den Geist der De­mo­kra­tie ver­höh­ne und die Welt spal­te. Im März 2023 wer­den die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ein wei­te­res "Gip­fel­tref­fen für De­mo­kra­tie" ver­an­stal­ten, das nach wie vor un­er­wünscht ist und er­neut kei­ne Un­ter­stüt­zung fin­den wird.

II. Mi­li­tä­ri­sche He­ge­mo­nie - Will­kür­li­che An­wen­dung von Ge­walt

Die Ge­schich­te der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ist ge­prägt von Ge­walt und Ex­pan­si­on. Seit ih­rer Un­ab­hän­gig­keit im Jahr 1776 ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten im­mer wie­der ver­sucht, mit Ge­walt zu ex­pan­die­ren: Sie ha­ben In­dia­ner ab­ge­schlach­tet, sind in Ka­na­da ein­ge­fal­len, einen Krieg ge­gen Me­xi­ko ge­führt, den Ame­ri­ka­nisch-Spa­ni­schen Krieg an­ge­zet­telt und Ha­waii an­nek­tiert. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten un­ter an­de­rem den Ko­re­a­krieg, den Vi­et­nam­krieg, den Golf­krieg, den Ko­so­vo­krieg, den Af­gha­ni­stan­krieg, den Irak­krieg, den Li­by­en­krieg und den Sy­ri­en­krieg pro­vo­ziert oder be­gon­nen und da­bei ih­re mi­li­tä­ri­sche He­ge­mo­nie miss­braucht, um den Weg für ex­pan­sio­nis­ti­sche Zie­le zu eb­nen. In den letz­ten Jah­ren hat das durch­schnitt­li­che jähr­li­che Mi­li­tär­bud­get der USA 700 Mil­li­ar­den US-Dol­lar über­schrit­ten und macht da­mit 40 Pro­zent des welt­wei­ten Ge­samt­bud­gets aus, mehr als die nächs­ten 15 Län­der hin­ter den USA zu­sam­men. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­fü­gen über rund 800 Mi­li­tär­stütz­punk­te in Über­see, und 173.000 Sol­da­ten sind in 159 Län­dern sta­tio­niert.

Laut dem Buch "Ame­ri­ca In­va­des: How We've In­va­ded or be­en Mi­li­ta­ri­ly In­vol­ved with al­most Eve­ry Coun­try on Earth" (Ame­ri­ka mar­schiert ein: Wie wir in fast je­des Land der Er­de ein­ge­drun­gen oder mi­li­tä­risch in­vol­viert sind) ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ge­gen fast al­le der rund 190 von den Ver­ein­ten Na­tio­nen an­er­kann­ten Län­der ge­kämpft oder war an mi­li­tä­ri­schen Ak­tio­nen ge­gen sie be­tei­ligt - mit nur drei Aus­nah­men . Die drei Län­der blie­ben "ver­schont", weil die Ver­ei­nig­ten Staa­ten sie nicht auf der Land­kar­te ge­fun­den ha­ben.

◆ Wie der ehe­ma­li­ge US-Prä­si­dent Jim­my Car­ter sag­te, sind die Ver­ei­nig­ten Staa­ten zwei­fel­los die krie­ge­rischs­te Na­ti­on der Welt­ge­schich­te. Ei­nem Be­richt der Tufts Uni­ver­si­ty zu­fol­ge, "In­tro­du­cing the Mi­li­ta­ry In­ter­ven­ti­on Pro­ject: A new Da­ta­set on U.S. Mi­li­ta­ry In­ter­ven­ti­ons, 1776-2019" ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten in die­sen Jah­ren welt­weit fast 400 Mi­li­tä­r­in­ter­ven­tio­nen durch­ge­führt, da­von 34 Pro­zent in La­tein­ame­ri­ka und der Ka­ri­bik, 23 Pro­zent in Ost­asi­en und dem Pa­zi­fik, 14 Pro­zent im Na­hen Os­ten und Nord­afri­ka und 13 Pro­zent in Eu­ro­pa. Der­zeit nimmt ih­re mi­li­tä­ri­sche Ein­mi­schung im Na­hen Os­ten, in Nord­afri­ka und in Afri­ka süd­lich der Sa­ha­ra zu.

Alex Lo, ein Ko­lum­nist der South Chi­na Mor­ning Post, wies dar­auf hin, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten seit ih­rer Grün­dung nur sel­ten zwi­schen Di­plo­ma­tie und Krieg un­ter­schie­den ha­ben. Sie ha­ben im 20. Jahr­hun­dert in vie­len Ent­wick­lungs­län­dern de­mo­kra­tisch ge­wähl­te Re­gie­run­gen ge­stürzt und sie so­fort durch pro-ame­ri­ka­ni­sche Ma­rio­net­ten­re­gime er­setzt. Heu­te wie­der­ho­len die Ver­ei­nig­ten Staa­ten in der Ukrai­ne, im Irak, in Af­gha­nis­tan, Li­by­en, Sy­ri­en, Pa­kis­tan und im Je­men ih­re al­te Tak­tik, Stell­ver­tre­ter­krie­ge, Krie­ge nied­ri­ger In­ten­si­tät und Droh­nen­krie­ge zu füh­ren.

◆ Die mi­li­tä­ri­sche He­ge­mo­nie der USA hat hu­ma­ni­täre Tra­gö­di­en ver­ur­sacht. Seit 2001 ha­ben die Krie­ge und Mi­li­tä­r­ope­ra­tio­nen der Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Na­men der Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung über 900.000 Men­schen­le­ben ge­for­dert, dar­un­ter 335.000 Zi­vi­lis­ten, Mil­lio­nen von Ver­letz­ten und zig Mil­lio­nen Ver­trie­be­nen. Der Irak-Krieg von 2003 for­der­te 200.000 bis 250.000 zi­vi­le To­desop­fer, dar­un­ter über 16.000, die di­rekt vom US-Mi­li­tär ge­tö­tet wur­den, und hin­ter­ließ mehr als ei­ne Mil­li­on Ob­dach­lo­se.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben 37 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge in der Welt her­vor­ge­bracht. Al­lein die Zahl der sy­ri­schen Flücht­lin­ge hat sich seit 2012 ver­zehn­facht. Zwi­schen 2016 und 2019 wur­den 33.584 zi­vi­le To­desop­fer in den Kämp­fen in Sy­ri­en do­ku­men­tiert, dar­un­ter 3.833 To­te durch Bom­bar­die­run­gen der US-ge­führ­ten Ko­ali­ti­on, die Hälf­te da­von Frau­en und Kin­der. Der Pu­blic Broad­cas­ting Ser­vice (PBS) be­rich­te­te am 9. No­vem­ber 2018, dass al­lein bei den Luft­an­grif­fen der US-Streit­kräf­te auf Raqqa 1.600 sy­ri­sche Zi­vi­lis­ten ge­tö­tet wur­den.

Der zwei Jahr­zehn­te an­dau­ern­de Krieg in Af­gha­nis­tan hat das Land ver­wüs­tet. Ins­ge­samt 47.000 af­gha­ni­sche Zi­vi­lis­ten und 66.000 bis 69.000 af­gha­ni­sche Sol­da­ten und Po­li­zis­ten, die nichts mit den An­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber zu tun hat­ten, wur­den bei US-Mi­li­tä­r­ope­ra­tio­nen ge­tö­tet, und mehr als 10 Mil­lio­nen Men­schen wur­den ver­trie­ben. Der Krieg in Af­gha­nis­tan hat die Grund­la­gen der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung des Lan­des zer­stört und das af­gha­ni­sche Volk ins Elend ge­stürzt. Nach dem "Ka­bul-De­ba­kel" im Jahr 2021 kün­dig­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten an, Ver­mö­gens­wer­te der af­gha­ni­schen Zen­tral­bank in Hö­he von rund 9,5 Mil­li­ar­den Dol­lar ein­zu­frie­ren, was als "rei­ne Plün­de­rung" be­trach­tet wur­de.

Im Sep­tem­ber 2022 er­klär­te der tür­ki­sche In­nen­mi­nis­ter Sü­ley­man Soy­lu auf ei­ner Kund­ge­bung, die Ver­ei­nig­ten Staa­ten führ­ten einen Stell­ver­tre­ter­krieg in Sy­ri­en, ver­wan­del­ten Af­gha­nis­tan in ein Opi­um­feld und ei­ne He­ro­in­fa­brik, stürz­ten Pa­kis­tan in Auf­ruhr und hin­ter­lie­ßen Li­by­en in un­abläs­si­ger zi­vi­ler Un­ru­he. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten tun al­les, was nö­tig ist, um die Be­völ­ke­rung ei­nes je­den Lan­des, das über Bo­den­schät­ze ver­fügt, aus­zu­rau­ben und zu ver­skla­ven.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben auch im Krieg ent­setz­li­che Me­tho­den an­ge­wandt. Wäh­rend des Ko­re­a­kriegs, des Vi­et­nam­kriegs, des Golf­kriegs, des Ko­so­vo­kriegs, des Af­gha­ni­stan­kriegs und des Irak­kriegs setz­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten mas­si­ve Men­gen che­mi­scher und bio­lo­gi­scher Waf­fen so­wie Streu­bom­ben, Treib­stoff-Luft-Bom­ben, Gra­phit­bom­ben und Bom­ben mit ab­ge­rei­cher­tem Uran ein, die enor­me Schä­den an zi­vi­len Ein­rich­tun­gen, un­zäh­li­ge zi­vi­le Op­fer und ei­ne dau­er­haf­te Um­welt­ver­schmut­zung ver­ur­sach­ten.

III. Wirt­schaft­li­che He­ge­mo­nie - Plün­de­rung und Aus­beu­tung

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wa­ren die Ver­ei­nig­ten Staa­ten fe­der­füh­rend bei der Grün­dung des Bret­ton-Woods-Sys­tems, des In­ter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds und der Welt­bank, die zu­sam­men mit dem Mars­hall-Plan das in­ter­na­tio­na­le Wäh­rungs­sys­tem bil­de­ten, in des­sen Mit­tel­punkt der US-Dol­lar stand. Dar­über hin­aus ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten auch ei­ne in­sti­tu­tio­nel­le He­ge­mo­nie im in­ter­na­tio­na­len Wirt­schafts- und Fi­nanz­sek­tor auf­ge­baut, in­dem sie die ge­wich­te­ten Ab­stim­mungs­sys­te­me, Re­geln und Ver­ein­ba­run­gen in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen, ein­schließ­lich der "Zu­stim­mung mit 85-pro­zen­ti­ger Mehr­heit", so­wie ih­re na­tio­na­len Han­dels­ge­set­ze und -vor­schrif­ten ma­ni­pu­liert ha­ben. In­dem sie den Sta­tus des Dol­lars als wich­tigs­te in­ter­na­tio­na­le Re­ser­ve­wäh­rung aus­nut­zen, kas­sie­ren die Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Grun­de "Seigniora­ge" aus der gan­zen Welt; und in­dem sie ih­re Kon­trol­le über in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen aus­üben, zwin­gen sie an­de­re Län­der da­zu, Ame­ri­kas po­li­ti­scher und wirt­schaft­li­cher Stra­te­gie zu die­nen.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten beu­ten den Reich­tum der Welt mit Hil­fe der "Seigniora­ge" aus. Die Her­stel­lung ei­nes 100-Dol­lar-Scheins kos­tet nur et­wa 17 Cent, aber an­de­re Län­der muss­ten 100 Dol­lar an tat­säch­li­chem Wa­ren­wert auf­brin­gen, um einen sol­chen zu er­hal­ten. Schon vor mehr als ei­nem hal­b­en Jahr­hun­dert wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ex­or­bi­tan­te Pri­vi­le­gi­en und ein De­fi­zit oh­ne Trä­nen ge­nie­ßen, das durch ih­ren Dol­lar ver­ur­sacht wird, und dass sie die wert­lo­se Pa­pier­no­te da­zu be­nut­zen, die Res­sour­cen und Fa­bri­ken an­de­rer Na­tio­nen zu plün­dern.

Die He­ge­mo­nie des US-Dol­lars ist die Haupt­ur­sa­che für In­sta­bi­li­tät und Un­si­cher­heit in der Welt­wirt­schaft. Wäh­rend der CO­VID-19-Pan­de­mie miss­brauch­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ih­re glo­ba­le Fi­nanz­he­ge­mo­nie und pump­ten Bil­lio­nen von Dol­lar in den Welt­markt, so dass an­de­re Län­der, ins­be­son­de­re Schwel­len­län­der, den Preis da­für zu zah­len hat­ten. Im Jahr 2022 be­en­de­te die Fed ih­re ul­tra­lo­cke­re Geld­po­li­tik und ging zu ag­gres­si­ven Zins­er­hö­hun­gen über, was zu Tur­bu­len­zen auf den in­ter­na­tio­na­len Fi­nanz­märk­ten und ei­ner er­heb­li­chen Ab­wer­tung an­de­rer Wäh­run­gen wie dem Eu­ro führ­te, von de­nen vie­le auf ein 20-Jah­res-Tief fie­len. In­fol­ge­des­sen hat­ten zahl­rei­che Ent­wick­lungs­län­der mit ho­her In­fla­ti­on, Wäh­rungs­ab­wer­tung und Ka­pi­tal­ab­flüs­sen zu kämp­fen. Dies war ge­nau das, was Ni­x­ons Fi­nanz­mi­nis­ter John Con­nal­ly ein­mal selbst­zu­frie­den und doch mit schar­fer Prä­zi­si­on be­merk­te: "Der Dol­lar ist un­se­re Wäh­rung, aber er ist eu­er Pro­blem".

◆ Mit ih­rer Kon­trol­le über in­ter­na­tio­na­le Wirt­schafts- und Fi­nan­z­or­ga­ni­sa­tio­nen stel­len die Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu­sätz­li­che Be­din­gun­gen für de­ren Un­ter­stüt­zung an­de­rer Län­der. Um die Hin­der­nis­se für den Ka­pi­tal­zu­fluss und die Spe­ku­la­tio­nen der USA zu ver­rin­gern, müs­sen die Emp­fän­ger­län­der die fi­nan­zi­el­le Li­be­ra­li­sie­rung vor­an­trei­ben und die Fi­nanz­märk­te öff­nen, da­mit ih­re Wirt­schafts­po­li­tik mit der ame­ri­ka­ni­schen Stra­te­gie über­ein­stimmt. Laut der Re­view of In­ter­na­tio­nal Po­li­ti­cal Eco­no­my wur­den mit den 1.550 Schul­den­er­lass­pro­gram­men, die der IWF sei­nen 131 Mit­glieds­län­dern zwi­schen 1985 und 2014 ge­währt hat, nicht we­ni­ger als 55.465 zu­sätz­li­che po­li­ti­sche Be­din­gun­gen ver­knüpft.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten un­ter­drücken ih­re Geg­ner vor­sätz­lich mit wirt­schaft­li­chem Zwang. In den 1980er Jah­ren setz­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ih­re he­ge­mo­nia­le Fi­nanz­macht ge­gen Ja­pan ein und schlos­sen das Pla­za-Ab­kom­men, um die wirt­schaft­li­che Be­dro­hung durch Ja­pan zu be­sei­ti­gen und das Land im Diens­te des stra­te­gi­schen Ziels der USA, die So­wje­tu­ni­on zu kon­fron­tie­ren und die Welt zu be­herr­schen, zu kon­trol­lie­ren und zu nut­zen. In­fol­ge­des­sen wur­de der Yen in die Hö­he ge­trie­ben, und Ja­pan sah sich ge­zwun­gen, sei­nen Fi­nanz­markt zu öff­nen und sein Fi­nanz­sys­tem zu re­for­mie­ren. Das Pla­za-Ab­kom­men ver­setz­te der Wachs­tums­dy­na­mik der ja­pa­ni­schen Wirt­schaft einen schwe­ren Schlag, so dass Ja­pan das er­leb­te, was spä­ter als "drei ver­lo­re­ne Jahr­zehn­te" be­zeich­net wur­de.

◆ Die wirt­schaft­li­che und fi­nan­zi­el­le He­ge­mo­nie der USA ist zu ei­ner geo­po­li­ti­schen Waf­fe ge­wor­den. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten set­zen ver­stärkt auf ein­sei­ti­ge Sank­tio­nen und ei­ne "weit­rei­chen­de Ge­richts­bar­keit" und ha­ben in­ner­staat­li­che Ge­set­ze wie den In­ter­na­tio­nal Emer­gen­cy Eco­no­mic Po­wers Act, den Glo­bal Ma­gnits­ky Hu­man Rights Ac­coun­ta­bi­li­ty Act und den Coun­te­ring Ame­ri­ca's Ad­ver­sa­ri­es Through Sanc­ti­ons Act so­wie ei­ne Rei­he von Durch­füh­rungs­ver­ord­nun­gen zur Sank­tio­nie­rung be­stimm­ter Län­der, Or­ga­ni­sa­tio­nen oder Per­so­nen er­las­sen. Sta­tis­ti­ken zei­gen, dass die US-Sank­tio­nen ge­gen aus­län­di­sche In­sti­tu­tio­nen zwi­schen 2000 und 2021 um 933 Pro­zent ge­stie­gen sind. Al­lein die Trump-Ad­mi­nis­tra­ti­on hat mehr als 3.900 Sank­tio­nen ver­hängt, was drei Sank­tio­nen pro Tag be­deu­tet. Bis­lang ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten Wirt­schaftssank­tio­nen ge­gen fast 40 Län­der auf der gan­zen Welt ver­hängt, dar­un­ter Ku­ba, Chi­na, Russ­land, die Nord-Ko­rea, den Iran und Ve­ne­zue­la, was fast die Hälf­te der Welt­be­völ­ke­rung be­trifft. Die "Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka" ha­ben sich in die "Ver­ei­nig­ten Staa­ten der Sank­tio­nen" ver­wan­delt. Und die "weit­rei­chen­de Ge­richts­bar­keit" ist zu ei­nem rei­nen In­stru­ment für die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ge­wor­den, um ih­re staat­li­chen Macht­mit­tel zur Un­ter­drückung wirt­schaft­li­cher Kon­kur­ren­ten und zur Ein­mi­schung in nor­ma­le in­ter­na­tio­na­le Ge­schäf­te ein­zu­set­zen. Dies ist ei­ne ernst­haf­te Ab­kehr von den Grund­sät­zen der li­be­ra­len Markt­wirt­schaft, de­rer sich die Ver­ei­nig­ten Staa­ten lan­ge rühm­ten.

IV. Tech­no­lo­gi­sche He­ge­mo­nie - Mo­no­pol und Un­ter­drückung

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­su­chen, die wis­sen­schaft­li­che, tech­no­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung an­de­rer Län­der durch Mo­no­pol­macht, Un­ter­drückungs­maß­nah­men und Tech­no­lo­gie­beschrän­kun­gen in Hoch­tech­no­lo­gie­be­rei­chen zu ver­hin­dern.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten mo­no­po­li­sie­ren das geis­ti­ge Ei­gen­tum im Na­men des Schut­zes des­sel­ben. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten nut­zen die schwa­che Po­si­ti­on an­de­rer Län­der, ins­be­son­de­re der Ent­wick­lungs­län­der, bei den Rech­ten an geis­ti­gem Ei­gen­tum und die in­sti­tu­tio­nel­le Lücke in den ein­schlä­gi­gen Be­rei­chen aus, um über­mä­ßi­ge Ge­win­ne durch Mo­no­po­le zu er­zie­len. 1994 setz­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten das Über­ein­kom­men über han­dels­be­zo­ge­ne Aspek­te der Rech­te des geis­ti­gen Ei­gen­tums (TRIPS) durch und er­zwan­gen da­mit die Ame­ri­ka­ni­sie­rung von Ver­fah­ren und Stan­dards beim Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums, um ihr Tech­no­lo­gie­mo­no­pol zu fes­ti­gen.

Um die Ent­wick­lung der ja­pa­ni­schen Halb­lei­ter­in­dus­trie ein­zu­däm­men, lei­te­ten die USA in den 1980er Jah­ren die "301"-Un­ter­su­chung ein, bau­ten ih­re Ver­hand­lungs­macht in bi­la­te­ra­len Ver­hand­lun­gen durch mul­ti­la­te­ra­le Ab­kom­men aus, droh­ten Ja­pan mit dem Vor­wurf un­lau­te­ren Han­dels und ver­häng­ten Ver­gel­tungs­zöl­le, was Ja­pan zur Un­ter­zeich­nung des ame­ri­ka­nisch-ja­pa­ni­schen Halb­lei­ter­ab­kom­mens zwang. In­fol­ge­des­sen wur­den die ja­pa­ni­schen Halb­lei­ter­un­ter­neh­men fast voll­stän­dig aus dem glo­ba­len Wett­be­werb ver­drängt, und ihr Markt­an­teil fiel von 50 Pro­zent auf 10 Pro­zent. Wäh­rend­des­sen nutz­ten zahl­rei­che US-Halb­lei­ter­un­ter­neh­men, mit Un­ter­stüt­zung der US-Re­gie­rung, die Ge­le­gen­heit und er­ober­ten grö­ße­re Markt­an­tei­le.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten po­li­ti­sie­ren tech­no­lo­gi­sche Fra­gen und nut­zen sie als ideo­lo­gi­sche Werk­zeu­ge und Waf­fen. In­dem sie das Kon­zept der na­tio­na­len Si­cher­heit über­stra­pa­zier­ten, mo­bi­li­sier­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ih­re Staats­macht, um das chi­ne­si­sche Un­ter­neh­men Hua­wei zu un­ter­drücken und sank­tio­nie­ren, schränk­ten den Zu­gang von Hua­wei-Pro­duk­ten zum US-Markt ein, un­ter­bra­chen die Lie­fe­rung von Chips und Be­triebs­sys­te­men und zwan­gen an­de­re Län­der, Hua­wei den Auf­bau lo­ka­ler 5G-Net­ze zu ver­bie­ten. Sie ha­ben Ka­na­da so­gar da­zu über­re­det, die Fi­nanz­che­fin von Hua­wei, Meng Wanz­hou, un­ge­recht­fer­tig­ter­wei­se für fast drei Jah­re in Haft zu neh­men.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben ei­ne gan­ze Rei­he von Vor­wän­den er­fun­den, um ge­gen Chinas Hight­ech-Un­ter­neh­men mit glo­ba­ler Wett­be­werbs­fä­hig­keit vor­zu­ge­hen, und ha­ben mehr als 1.000 chi­ne­si­sche Un­ter­neh­men auf Sank­ti­ons­lis­ten ge­setzt. Dar­über hin­aus ha­ben die USA Kon­trol­len für Bio­tech­no­lo­gie, künst­li­che In­tel­li­genz und an­de­re Spit­zen­tech­no­lo­gi­en ein­ge­führt, Aus­fuhr­be­schrän­kun­gen ver­schärft, In­ves­ti­ti­ons­prü­fun­gen ver­schärft, chi­ne­si­sche So­ci­al-Me­dia-Ap­ps wie Tik­Tok und WeChat un­ter­drückt und bei den Nie­der­lan­den und Ja­pan dar­auf hin­ge­wirkt, die Aus­fuhr von Chips und da­mit ver­bun­de­nen Ge­rä­ten oder Tech­no­lo­gi­en nach Chi­na zu be­schrän­ken.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben auch hin­sich­tilch ih­rer Po­li­tik ge­gen­über Tech­no­lo­gie­fach­leu­ten aus Chi­na mit zwei­er­lei Maß ge­mes­sen. Um chi­ne­si­sche For­scher ins Ab­seits zu drän­gen und zu un­ter­drücken, wur­de seit Ju­ni 2018 die Gül­tig­keits­dau­er von Vi­sa für chi­ne­si­sche Stu­den­ten be­stimm­ter Hight­ech-Dis­zi­pli­nen ver­kürzt, es gab wie­der­holt Fäl­le, in de­nen chi­ne­si­sche Wis­sen­schaft­ler und Stu­den­ten, die zu Aus­tausch­pro­gram­men und Stu­di­en­zwe­cken in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten reis­ten, un­ge­recht­fer­tigt ab­ge­wie­sen und schi­ka­niert wur­den, und es wur­den groß an­ge­leg­te Er­mitt­lun­gen ge­gen chi­ne­si­sche Wis­sen­schaft­ler durch­ge­führt, die in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ar­bei­ten.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten fes­ti­gen ihr tech­no­lo­gi­sches Mo­no­pol im Na­men des Schut­zes der De­mo­kra­tie. Durch die Bil­dung klei­ner Tech­no­lo­gie­blö­cke wie die "Chip-Al­li­anz" und das "sau­be­re Netz­werk" ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten der Hoch­tech­no­lo­gie die Eti­ket­ten "De­mo­kra­tie" und "Men­schen­rech­te" ver­passt und tech­no­lo­gi­sche Fra­gen in po­li­ti­sche und ideo­lo­gi­sche Fra­gen ver­wan­delt, um Vor­wän­de für ih­re Tech­no­lo­gieblo­cka­de ge­gen an­de­re Län­der zu er­fin­den. Im Mai 2019 ha­ben die Ver­ei­nig­ten Staa­ten 32 Län­der zur Pra­ger 5G-Si­cher­heits­kon­fe­renz in der Tsche­chi­schen Re­pu­blik ein­ge­la­den und das "Prague Pro­po­sal" ver­öf­fent­licht, als Ver­such Chinas 5G-Pro­duk­te aus­zu­schlie­ßen. Im April 2020 kün­dig­te der da­ma­li­ge US-Au­ßen­mi­nis­ter Mi­ke Pom­peo den "sau­be­ren 5G-Weg" an, einen Plan zum Auf­bau ei­ner tech­no­lo­gi­schen Al­li­anz im Be­reich 5G mit Part­nern, die durch ih­re ge­mein­sa­me Ideo­lo­gie der De­mo­kra­tie und die Not­wen­dig­keit des Schut­zes der "Cy­ber­si­cher­heit" ver­bun­den sind. Im We­sent­li­chen han­delt es sich bei die­sen Maß­nah­men um den Ver­such der USA, ih­re tech­no­lo­gi­sche He­ge­mo­nie durch tech­no­lo­gi­sche Al­li­an­zen auf­recht­zu­er­hal­ten.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten miss­brau­chen ih­re tech­no­lo­gi­sche He­ge­mo­nie, in­dem sie Cy­be­r­an­grif­fe und Ab­hörak­tio­nen durch­füh­ren. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten sind seit lan­gem als "Im­pe­ri­um der Ha­cker" be­rüch­tigt und wer­den für ih­re zü­gel­lo­sen Cy­ber­dieb­stäh­le in der gan­zen Welt ver­ant­wort­lich ge­macht. Sie ver­fü­gen über al­le mög­li­chen Mit­tel zur Durch­set­zung um­fas­sen­der Cy­be­r­an­grif­fe und Über­wa­chung, ein­schließ­lich der Nut­zung ana­lo­ger Ba­sis­sta­ti­ons­si­gna­le für den Zu­griff auf Mo­bil­te­le­fo­ne zum Da­ten­dieb­stahl, der Ma­ni­pu­la­ti­on mo­bi­ler An­wen­dun­gen, der In­fil­tra­ti­on von Cloud-Ser­vern und des Dieb­stahls über Un­ter­see­ka­bel. Die Lis­te geht wei­ter.

Die Über­wa­chung durch die USA ist will­kür­lich. Al­le kön­nen Ziel ih­rer Über­wa­chung sein, ob Ri­va­len oder Ver­bün­de­te, so­gar Füh­rer ver­bün­de­ter Län­der wie die ehe­ma­li­ge deut­sche Bun­des­kanz­le­rin An­ge­la Mer­kel und meh­re­re fran­zö­si­sche Prä­si­den­ten. Cy­ber-Über­wa­chung und An­grif­fe der Ver­ei­nig­ten Staa­ten wie "Prism", "Dirt­box", "Ir­ri­tant Horn" und "Te­le­s­creen Ope­ra­ti­on" zei­gen, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ih­re Ver­bün­de­ten und Part­ner ge­nau be­ob­ach­ten. Der­ar­ti­ge Lausch­an­grif­fe auf Ver­bün­de­te und Part­ner ha­ben be­reits welt­weit für Em­pö­rung ge­sorgt. Ju­li­an Assan­ge, der Grün­der von Wi­ki­leaks, ei­ner Web­si­te, die US-Über­wa­chungs­pro­gram­me auf­ge­deckt hat, sag­te: "Er­war­ten Sie von ei­ner glo­ba­len Über­wa­chungs-Su­per­macht nicht, dass sie mit Eh­re oder Re­spekt han­delt. Es gibt nur ei­ne Re­gel: Es gibt kei­ne Re­geln".

V. Kul­tu­rel­le He­ge­mo­nie - Ver­brei­tung falscher Nar­ra­ti­ve

Die glo­ba­le Aus­brei­tung der ame­ri­ka­ni­schen Kul­tur ist ein wich­ti­ger Teil der Au­ßen­stra­te­gie. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben sich häu­fig kul­tu­rel­ler Mit­tel be­dient, um ih­re He­ge­mo­nie in der Welt zu stär­ken und zu er­hal­ten.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­an­kern ame­ri­ka­ni­sche Wer­te in ih­ren Pro­duk­ten wie z. B. in Fil­men. Die ame­ri­ka­ni­schen Wer­te und der Le­bens­stil sind ein Pro­dukt von Fil­men und Fern­seh­sen­dun­gen, Pu­bli­ka­tio­nen, Me­dien­in­hal­ten und Pro­gram­men der staat­lich fi­nan­zier­ten ge­mein­nüt­zi­gen Kul­turein­rich­tun­gen. So ent­steht ein kul­tu­rel­ler und öf­fent­li­cher Mei­nungs­raum, in dem die ame­ri­ka­ni­sche Kul­tur re­giert und die kul­tu­rel­le He­ge­mo­nie auf­recht­er­hal­ten wird. In sei­nem Ar­ti­kel The Ame­ri­ca­ni­za­ti­on of the World (Die Ame­ri­ka­ni­sie­rung der Welt) hat John Yem­ma, ein ame­ri­ka­ni­scher Wis­sen­schaft­ler, die wah­ren Waf­fen der kul­tu­rel­len Ex­pan­si­on der USA auf­ge­deckt: Hol­ly­wood, die Image-De­sign-Fa­bri­ken in der Ma­di­son Ave­nue und die Pro­duk­ti­ons­li­ni­en der Mat­tel Com­pa­ny und Co­ca-Co­la.

Es gibt ver­schie­de­ne Mit­tel, mit de­nen die Ver­ei­nig­ten Staa­ten nut­zen, um ih­re kul­tu­rel­le He­ge­mo­nie auf­recht­zu­er­hal­ten. Ame­ri­ka­ni­sche Fil­me sind das meist ge­nutz­te; sie ha­ben in­zwi­schen einen An­teil von mehr als 70 Pro­zent am Welt­markt. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten nut­zen ih­re kul­tu­rel­le Viel­falt ge­schickt, um ver­schie­de­ne Eth­ni­en an­zu­spre­chen. Wenn Hol­ly­wood-Fil­me auf die Welt her­nie­der ge­hen, schrei­en sie die ame­ri­ka­ni­schen Wer­te her­aus, die mit ih­nen ver­bun­den sind.

◆ Die ame­ri­ka­ni­sche kul­tu­rel­le He­ge­mo­nie zeigt sich nicht nur in der "di­rek­ten In­ter­ven­ti­on", son­dern auch in der "me­dia­len In­fil­tra­ti­on" und als "Trom­pe­te für die Welt". Die von den USA do­mi­nier­ten west­li­chen Me­di­en spie­len ei­ne be­son­ders wich­ti­ge Rol­le bei der Mei­nungs­bil­dung in der Welt­öf­fent­lich­keit zu­guns­ten der Ein­mi­schung der USA in die in­ne­ren An­ge­le­gen­hei­ten an­de­rer Län­der.

Die US-Re­gie­rung zen­siert streng al­le Un­ter­neh­men der so­zia­len Me­di­en und ver­langt de­ren Ge­hor­sam. Twit­ter-CEO Elon Musk hat am 27. De­zem­ber 2022 zu­ge­ge­ben, dass al­le So­ci­al-Me­dia-Platt­for­men mit der US-Re­gie­rung zu­sam­men­ar­bei­ten, um In­hal­te zu zen­sie­ren, be­rich­tet Fox Busi­ness Net­work. Die öf­fent­li­che Mei­nung in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten un­ter­liegt staat­li­chen Ein­grif­fen, um al­le un­lieb­sa­men Äu­ße­run­gen zu un­ter­bin­den. Goo­gle lässt häu­fig Sei­ten ver­schwin­den.

Das US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um ma­ni­pu­liert die so­zia­len Me­di­en. Im De­zem­ber 2022 ent­hüll­te The In­ter­cept, ei­ne Web­si­te un­ab­hän­gi­ger Jour­na­lis­ten, dass der Be­am­te des US Cen­tral Com­mand, Na­tha­niel Kah­ler, im Ju­li 2017 das Pu­blic Po­li­cy Team von Twit­ter an­ge­wie­sen hat­te, die Prä­senz von 52 ara­bisch­spra­chi­gen Kon­ten auf ei­ner von ihm über­mit­tel­ten Lis­te zu er­hö­hen, von de­nen sechs vor­ran­gig be­han­delt wer­den soll­ten. Ei­ne der sechs war der Recht­fer­ti­gung von US-Droh­nen­an­grif­fen im Je­men ge­wid­met, et­wa mit der Be­haup­tung, die An­grif­fe sei­en prä­zi­se und tö­te­ten nur Ter­ro­ris­ten, kei­ne Zi­vi­lis­ten. Auf Kah­lers An­wei­sung hin setz­te Twit­ter die­se ara­bisch­spra­chi­gen Kon­ten auf ei­ne "Whi­te­list", um be­stimm­te Bot­schaf­ten zu ver­stär­ken.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten mes­sen in Be­zug auf die Pres­se­frei­heit mit zwei­er­lei Maß. Sie un­ter­drücken die Me­di­en an­de­rer Län­der auf bru­ta­le Wei­se und brin­gen sie mit ver­schie­de­nen Mit­teln zum Schwei­gen. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Eu­ro­pa sper­ren rus­si­sche Main­stream-Me­di­en wie Rus­sia To­day und Sput­nik aus ih­ren Län­dern aus. Platt­for­men wie Twit­ter, Fa­ce­book und You­Tu­be schrän­ken of­fi­zi­el­le Kon­ten von Russ­land of­fen ein. Net­flix, Ap­p­le und Goo­gle ha­ben rus­si­sche Kanä­le und An­wen­dun­gen aus ih­ren Diens­ten und App-Sto­res ent­fernt. Für russ­land­be­zo­ge­ne In­hal­te wird ei­ne bei­spiel­los dra­ko­ni­sche Zen­sur ein­ge­führt.

◆ Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten miss­brau­chen ih­re kul­tu­rel­le He­ge­mo­nie, um in den so­zia­lis­ti­schen Län­dern ei­ne "fried­li­che Ent­wick­lung" her­bei­zu­füh­ren. Sie rich­tet Nach­rich­ten­me­di­en und kul­tu­rel­le Ein­rich­tun­gen ein, die auf so­zia­lis­ti­sche Län­der aus­ge­rich­tet sind. Zur Un­ter­stüt­zung ih­rer ideo­lo­gi­schen Un­ter­wan­de­rung flie­ßen ge­wal­ti­ge Sum­men öf­fent­li­cher Gel­der in Ra­dio- und Fern­seh­sen­der, die die so­zia­lis­ti­schen Län­der Tag und Nacht in Dut­zen­den von Spra­chen mit het­ze­ri­scher Pro­pa­gan­da bom­bar­die­ren.

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten set­zen Fehl­in­for­ma­tio­nen als Speer ein, um an­de­re Län­der an­zu­grei­fen, und ha­ben ei­ne in­dus­tri­el­le Ket­te dar­um her­um auf­ge­baut: Es gibt Grup­pen und Ein­zel­per­so­nen, die Ge­schich­ten er­fin­den und welt­weit da­mit hau­sie­ren ge­hen, um die öf­fent­li­che Mei­nung mit Un­ter­stüt­zung na­he­zu un­be­grenz­ter fi­nan­zi­el­ler Mit­tel ir­re­zu­füh­ren.

Fa­zit

Wäh­rend ei­ne ge­rech­te Sa­che ih­rem Ver­fech­ter brei­te Un­ter­stüt­zung ver­schafft, ver­ur­teilt ei­ne un­ge­rech­te Sa­che ih­ren Ver­fol­ger da­zu, ein Aus­ge­sto­ße­ner zu sein. Die he­ge­mo­nia­len, herrsch­süch­ti­gen und schi­ka­nö­sen Prak­ti­ken, bei de­nen Stär­ke ein­ge­setzt wird, um die Schwa­chen ein­zu­schüch­tern, bei de­nen an­de­ren mit Ge­walt und un­ter falschen Vor­wän­den et­was weg­ge­nom­men wird und bei de­nen Null­sum­men­spie­le ge­spielt wer­den, rich­ten großen Scha­den an. Die his­to­ri­schen Trends zu Frie­den, Ent­wick­lung, Zu­sam­men­ar­beit und ge­gen­sei­ti­gem Nut­zen sind un­auf­halt­sam. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben sich mit ih­rer Macht über die Wahr­heit hin­weg­ge­setzt und das Recht mit Fü­ßen ge­tre­ten, um Ei­gen­in­ter­es­sen zu die­nen. Die­se ein­sei­ti­gen, egois­ti­schen und re­gres­si­ven he­ge­mo­nia­len Prak­ti­ken wer­den von der in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft zu­neh­mend hef­tig kri­ti­siert und ab­ge­lehnt.

Die Län­der müs­sen sich ge­gen­sei­tig re­spek­tie­ren und ein­an­der als Gleich­be­rech­tig­te be­han­deln. Die großen Län­der soll­ten sich stan­des­ge­mäß ver­hal­ten und die Füh­rung bei der Ver­fol­gung ei­nes neu­en Mo­dells der Be­zie­hun­gen zwi­schen den Staa­ten über­neh­men, das auf Dia­log und Part­ner­schaft, nicht auf Kon­fron­ta­ti­on oder Al­li­an­zen­bil­dung setzt. Chi­na wen­det sich ge­gen al­le For­men von He­ge­mo­nis­mus und Macht­po­li­tik und lehnt die Ein­mi­schung in die in­ne­ren An­ge­le­gen­hei­ten an­de­rer Län­der ab. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten müs­sen ernst­haft ihr Ge­wis­sen auf den Prüf­stand stel­len. Sie müs­sen kri­tisch prü­fen, was sie ge­tan ha­ben, ih­re Ar­ro­ganz und Vor­ur­tei­le ab­le­gen und ih­re he­ge­mo­nia­len, herrsch­süch­ti­gen und schi­ka­nö­sen Prak­ti­ken ab­le­gen.