Die Nacht, in der die Bullen versuchten Thelonious Monk zu brechen

Jeffrey St. Clair     —    23.08.2023

Original Artikel: The Night the Cops Tried to Break Thelonious Monk
Übersetzung: 17.09.2024
Monk im Vil­la­ge Ga­te, 1968. Fo­to: Ber­nard Got­fryd (Pu­blic Do­main)

Nor­ma­ler­wei­se ging Monk zu Fuß. Er schlen­der­te durch die Stadt auf Fü­ßen, die so leicht wa­ren wie die ei­nes Stepp­tän­zers. Er schlän­gel­te sich von Block zu Block, pfiff, summ­te, schnipp­te mit den Fin­gern. Monk nahm ger­ne ver­schie­de­ne Rou­ten, aber die meis­ten führ­ten schließ­lich zum Hud­son Ri­ver, wo sich der große Mann mit dem selt­sa­men Hut an die Re­ling lehn­te und die Lich­ter der Stadt auf dem schwar­zen Was­ser tan­zen sah.

Words­worth sag­te, dass vie­le sei­ner in den Ly­ri­schen Bal­la­den ge­sam­mel­ten Ge­dich­te zum Rhyth­mus sei­ner lan­gen Wan­de­run­gen über die Hü­gel des La­ke Dis­trict ge­schrie­ben wur­den. The­lo­nious Monk kom­po­nier­te ei­ni­ge der re­vo­lu­tio­närs­ten Mu­sik­stücke des 20. Jahr­hun­derts auf den Stra­ßen von Man­hat­tan, wo er über die Bür­ger­stei­ge schlen­der­te oder auf den trä­gen Fluss hin­aus­starr­te. Die­se fri­schen, neu­en Klän­ge gin­gen ihm durch den Kopf, wäh­rend er durch die Stadt streif­te: "Criss Cross", "Co­ming on the Hud­son", "Bril­li­ant Cor­ners", "Man­hat­tan Moods".

Doch in ei­ner schwü­len Au­gust­nacht im Jahr 1951 ver­pass­te Monk sei­nen Abend­spa­zier­gang. Statt­des­sen saß er mit sei­nem Freund Bud Po­well in ei­nem Au­to vor dem Haus sei­ner Mut­ter. Monks Mut­ter, Miss Bar­ba­ra, hat­te Krebs, und er war bei ihr, als Po­well, das ge­quäl­te Ge­nie, mit ein paar Freun­den vor­bei­kam.

Po­well war auf­ge­regt, ma­nisch und re­de­te wir­res Zeug. Er hüpf­te in der Kü­che her­um und brüll­te einen Strom von Schimpf­wör­tern. Monk woll­te Po­well be­ru­hi­gen. Bud war nicht mehr der­sel­be seit je­ner Nacht in Phil­adel­phia, als ihm ein ras­sis­ti­scher Po­li­zist mit ei­nem Knüp­pel den Kopf spal­te­te. Er war jetzt ein we­nig ab­we­send, ein we­nig pa­ra­no­id, ein we­nig un­ru­hig. Po­well war so un­be­re­chen­bar ge­wor­den, dass so­gar sein al­ter Freund Char­lie Par­ker sich wei­ger­te, mit ihm zu spie­len und Mi­les Da­vis sag­te: "Bud ist noch ver­rück­ter als ich!"

Mehr und mehr brauch­te Po­well Al­ko­hol und Dro­gen, um sei­ne Hän­de zu be­ru­hi­gen, um sich auf die Büh­ne zu zwin­gen, um das schmerz­haf­te Po­chen in sei­nem Kopf zu dämp­fen.Manch­mal konn­te der Klang von Monks Stim­me ihn be­ru­hi­gen, ihn wie­der in den Trott brin­gen. In die­ser ver­häng­nis­vol­len Nacht schlug Monk vor, mit dem Au­to zu fah­ren, um zu re­den, da­mit sei­ne Mut­ter und sein klei­ner Sohn schla­fen konn­ten.

Ei­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter nä­her­ten sich zwei New Yor­ker Po­li­zis­ten mit Schlag­stö­cken dem Au­to. Sie wa­ren vom Rausch­gift­de­zer­nat und woll­ten die ört­li­chen Jun­kies schi­ka­nie­ren. Als Po­well sah, dass die Po­li­zis­ten ih­re Dienst­mar­ken zeig­ten, ge­riet er in Pa­nik. Ver­zwei­felt warf er ein klei­nes Päck­chen mit He­ro­in in Rich­tung des Fens­ters. Er ver­fehl­te es. Das Päck­chen lan­de­te vor Monks Fü­ßen. Die Po­li­zis­ten ho­ben den Um­schlag auf, be­merk­ten die Dro­gen­rück­stän­de und ver­haf­te­ten so­fort al­le In­sas­sen we­gen Dro­gen­be­sit­zes.

Auf dem Re­vier be­stritt Monk, dass das He­ro­in ihm ge­hö­re und sag­te, er wis­se nicht, wem es ge­hö­re. Wäh­rend sei­nes Ver­hörs wei­ger­te er sich wie­der­holt, Po­well zu be­las­ten, der in ei­ne Zwangs­ja­cke ge­steckt und in die psych­ia­tri­sche Ab­tei­lung des Bel­le­vue ge­bracht wor­den war. Monk wür­de Po­well nie­mals ver­pfei­fen. Monk, der sie­ben Jah­re äl­ter war als Po­well, war sein Men­tor, sein Freund und sein Pfle­ger ge­we­sen. Er wuss­te, dass Po­well zu ge­brech­lich war, um im Ge­fäng­nis zu­recht­zu­kom­men, und sag­te spä­ter, er woll­te ihn nicht "her­un­ter­zie­hen".

The­lo­nious Monk war nie ein Süch­ti­ger. Er lieb­äu­gel­te mit He­ro­in, und wie die meis­ten Mu­si­ker nahm er manch­mal Speed, um spätabends auf­zu­tre­ten, und schluck­te Dow­ner, um mor­gens ein­schla­fen zu kön­nen. Ab und zu rauch­te er Ma­ri­hua­na.Aber Monk hat nie für Dro­gen ge­lebt, hat nie zu­ge­las­sen, dass sie die Kon­tu­ren sei­nes Le­bens oder die Struk­tur sei­ner Mu­sik prä­gen.

Monks Kau­ti­on wur­de auf 1.500 Dol­lar fest­ge­setzt, ei­ne haar­sträu­ben­de Sum­me an­ge­sichts der we­ni­gen Kris­tal­le He­ro­in, die die Po­li­zis­ten von dem Per­ga­min­pa­pier ab­krat­zen konn­ten, und Monks ärm­li­chem Zu­stand.

Tat­säch­lich war Monk da­mals so arm, dass er nicht ein­mal sei­ne Ge­werk­schafts­bei­trä­ge be­zah­len konn­te, die mit ei­nem Pro­zent sei­ner mu­si­ka­li­schen Ein­künf­te oder et­wa 10 Dol­lar pro Jahr an­ge­ge­ben wur­den. Folg­lich wur­de ihm die Mit­glied­schaft für zwei Jah­re ent­zo­gen. Da sie kein Geld für einen Arzt hat­te, war Nel­lie ge­zwun­gen ge­we­sen, Toot, das ers­te Kind der Monks, im tris­ten Ci­ty Hos­pi­tal auf der so ge­nann­ten Wohl­fahrts­in­sel zur Welt zu brin­gen.

Monk hat­te seit fast drei Jah­ren nicht mehr vie­le Auf­trit­te ge­habt. Ei­ni­ge Mu­si­ker be­män­gel­ten, dass es zu schwie­rig sei, mit Monk zu ar­bei­ten, dass sein mi­ni­ma­lis­ti­scher Spiel­stil zu un­ge­wöhn­lich sei. Na­tür­lich ka­men die meis­ten die­ser Be­schwer­den von Mu­si­kern, die nie mit Monk auf der Büh­ne stan­den. Die­je­ni­gen, die mit ihm ge­spielt hat­ten, wie Son­ny Rol­lins und John Col­tra­ne, lob­ten Monks ein­fühl­sa­me und nu­an­cier­te Be­glei­tung und sei­ne un­ver­gleich­li­chen Fä­hig­kei­ten als Band­lea­der.

Noch schlim­mer für sei­ne Fi­nan­zen war, dass Monk un­ter den Klub­be­sit­zern den Ruf ei­nes Que­ru­lan­ten hat­te. Monk war nach ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ma­na­ger des Clubs aus dem Bird­land ver­bannt wor­den.Monk war pin­ge­lig, was die Stim­mung der Kla­vie­re an­ging, und er woll­te un­be­dingt be­zahlt wer­den. Er woll­te Geld, kei­nen Schnaps oder Dro­gen.

Da er mit­tel­los war, ver­brach­te Monk die Nacht in den Grä­bern und wur­de spä­ter in das dunkle Loch von Ri­ker's Is­land ver­legt, wo er 60 elen­de Ta­ge ver­brach­te.

Be­schä­mend ist, dass nur we­ni­ge in der Jaz­z­welt Monk ver­tei­dig­ten. Vie­le hiel­ten Monk für einen Au­ßen­sei­ter, einen Ein­zel­gän­ger, einen Ex­zen­tri­ker. Leo­nard Fea­ther, der da­ma­li­ge De­kan der Jaz­zau­to­ren, hat­te sich öf­fent­lich über Monks Ta­lent lus­tig ge­macht und ging so­gar so weit zu be­haup­ten, Monk ha­be den Be­bop-Klas­si­ker "Epistro­phy" nicht ge­schrie­ben. Monk stell­te Fea­ther ei­nes Nach­mit­tags im Lin­coln Cen­ter wü­tend zur Re­de, pack­te den ar­ro­gan­ten Eng­län­der am Kra­gen und droh­te, ihn über den Bal­kon zu schleu­dern. "Du spielst mit mei­ner Koh­le, Mann", wet­ter­te Monk.

Das hat sich in der Stadt her­um­ge­spro­chen. Monk war ge­walt­tä­tig, un­be­re­chen­bar und ge­fähr­lich. Die Leu­te blie­ben weg, kehr­ten dem Kom­po­nis­ten von "Round Mid­night" den Rücken zu.

Nur Al­fred Li­on von Blue No­te Re­cords be­müh­te sich, Geld für Monks Kau­ti­on auf­zu­brin­gen. Aber Li­on konn­te nur ein paar hun­dert Dol­lar zu­sam­men­krat­zen. Laut Ro­bin Kel­leys glor­rei­cher Bio­gra­fie The­lo­nious Monk: the Li­fe and Ti­mes of an Ame­ri­can Ori­gi­nal wei­ger­te sich der Rechts­fond der NAA­CP, sei­nen Fall zu über­neh­men, mit der Be­grün­dung, dass sie "nichts an­fas­sen, was mit Rausch­gift zu tun hat". Schließ­lich ge­lang es Li­on, den An­walt An­drew Wein­ber­ger zu ge­win­nen, der Monks Fall über­nahm.

Wäh­rend Monk in der Bä­cke­rei ar­bei­tend im Ge­fäng­nis schmach­te­te, ver­such­te sei­ne Frau Nel­lie, die an ei­ner fast läh­men­den Dar­mer­kran­kung er­krankt war, die Fa­mi­lie über Was­ser zu hal­ten, in­dem sie ein paar Dol­lar pro Wo­che in ei­ner ört­li­chen Wä­sche­rei ver­dien­te und nachts Klei­der flick­te. Sie küm­mer­te sich auch um ih­ren 18 Mo­na­te al­ten Sohn und Monks kran­ke Mut­ter.Je­den Sonn­tag nahm Nel­lie die lan­ge Bus­fahrt nach Ri­ker's auf sich, um Monk einen kur­z­en Be­such ab­zu­stat­ten.

Da es im Ge­fäng­nis kein Kla­vier gab, mim­te Monk die Ak­kor­de und Me­lo­di­en der Lie­der auf sei­nen Kni­en, auf den Ti­schen und an den Wän­den sei­ner Zel­le. Er summ­te neue Me­lo­di­en mit Nel­lie im Kopf. Er ließ sich die Va­ria­tio­nen im­mer wie­der durch den Kopf ge­hen und er­stell­te ge­dank­lich Dia­gram­me über die Art und Wei­se, wie sich die Mu­sik ver­än­der­te.

In der Zwi­schen­zeit war Bud Po­well von Bel­le­vue in das be­rüch­tig­te Pil­grim State Hos­pi­tal ver­legt wor­den, die größ­te Ir­ren­an­stalt der Welt, in der Psych­ia­ter im Na­men der Psych­ia­trie mit Skal­pel­len an Ge­hir­n­en her­ump­fusch­ten. Po­well, der be­gab­tes­te Pia­nist sei­ner Zeit, wur­de mit den neues­ten Me­di­ka­men­ten aus den La­bors von Eli Lil­ly voll­ge­pumpt, auf ei­ne Tra­ge ge­schnallt und sein Kör­per mit läh­men­den Strom­stö­ßen in Zu­ckun­gen ver­setzt, im­mer wie­der, Wo­che für Wo­che.

Al­le wa­ren sich ei­nig: Bud Po­well hat­te poe­ti­sche Hän­de. Nie­mand schlug in die Tas­ten so gut wie er. Der Klang sei­nes Spiels war reich und chro­ma­tisch und schwang mit ei­ner fast ek­sta­ti­schen In­ten­si­tät. Er war auch schnell, viel­leicht so schnell wie Art Ta­tum. Po­well spiel­te mit ra­san­tem Tem­po, aber sei­ne Läu­fe wa­ren auch klar und ko­hä­rent. Er war der ers­te Pia­nist, der 1944 Monks Round Mid­night" auf­nahm, als er mit dem Trom­pe­ter Coo­tie Wil­liams spiel­te. Monk re­van­chier­te sich und schrieb "In Wal­ked Bud". Wo Bud Po­wells Spiel flüs­sig und schrill war, war Monks Spiel kan­tig, schräg und so zer­bro­chen wie ein ku­bis­ti­sches Ge­mäl­de. Po­well ver­blüff­te fast je­den, der ihn hör­te, aber für vie­le war Monk ein auf­ge­setz­ter, wenn nicht gar ei­gen­tüm­li­cher Ge­schmack.

Als Kom­po­nist war Po­well fast so er­fin­de­risch wie Monk. In Lie­dern wie "Dance of the In­fi­dels", "Tem­pus Fu­git", "Ob­li­vi­on" und "Hal­lu­ci­na­ti­ons" schi­en Po­well ein neu­es Vo­ka­bu­lar für Mu­sik zu ent­wi­ckeln. Der Li­te­ra­tur­kri­ti­ker Ha­rold Bloom be­zeich­ne­te Po­wells "Un Po­co Lo­co" als ei­nes der größ­ten Wer­ke der ame­ri­ka­ni­schen Kunst des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts. Er brach­te das Kla­vier zum Sin­gen.

Aber die Schlä­ge der Po­li­zei, die Psy­cho­phar­ma­ka und die Elek­tro­schocks for­der­ten ih­ren Tri­but. Nach sei­ner Ent­las­sung aus Pil­grim im Jahr 1953 war Po­well nicht mehr der­sel­be. Er wur­de der Vor­mund­schaft von Os­car Gold­stein, dem Be­sit­zer des Jazz­clubs Bird­land, un­ter­stellt. Gold­stein hielt Po­well in ei­nem Zu­stand ge­fäng­ni­s­ähn­li­cher En­ge. Sein Kör­per war mit ho­hen Do­sen des An­ti­psy­cho­ti­kums Tho­ra­zin ge­sät­tigt, was sei­ne Spiel­fä­hig­keit stark be­ein­träch­tig­te. Po­well schrieb spä­ter ein Lied über die­se ein­sa­men Mo­na­te mit dem Ti­tel "Glass En­clos­ure".

1956 war Po­well ein zer­rüt­te­ter Mann. Der Pia­nist hat­te in sei­nem kur­z­en Le­ben mehr als 100 Elek­tro­schocks über sich er­ge­hen las­sen müs­sen. Sein Freund Ja­ckie Mclean, ein her­vor­ra­gen­der Sa­xo­pho­nist, ver­mu­te­te, dass Po­wells Ärz­te den Mu­si­ker Be­hand­lun­gen un­ter­zo­gen hat­ten, die eher ei­ner Fol­ter als ei­ner The­ra­pie gli­chen. "Er war so durch­ein­an­der, ich glau­be, sie ha­ben an ihm ex­pe­ri­men­tiert", sag­te Mclean. Es ist er­wäh­nens­wert, dass die CIA zu der Zeit, als Po­well in die Man­gel ge­nom­men wur­de, heim­lich Ex­pe­ri­men­te mit Elek­tro­schocks, be­wusst­seins­ver­än­dern­den Dro­gen und psy­cho­ch­ir­ur­gi­schen Ein­grif­fen in Kran­ken­häu­sern in den USA und Ka­na­da fi­nan­ziert hat. Es gibt zwar kei­ne Be­wei­se da­für, dass Po­well ein For­schungs­ob­jekt der CIA war, aber ein Teil der Gel­der der Be­hör­de floss an die Ärz­te der bei­den psych­ia­tri­schen Kran­ken­häu­ser Pil­grim und Creed­mo­re, in de­nen Po­well lan­ge Zeit un­ter­ge­bracht war. (Mehr als ein Jahr­zehnt spä­ter, als Monk mit sei­nen ei­ge­nen psy­chi­schen Dä­mo­nen kämpf­te, emp­fah­len Ärz­te in New York ei­ne Elek­tro­schock­the­ra­pie. Doch sei­ne Fa­mi­lie in­ter­ve­nier­te und er­in­ner­te sich leb­haft dar­an, wie die Schock­be­hand­lun­gen Po­well ge­schwächt hat­ten).

Po­well ver­brach­te die nächs­ten fünf Jah­re in Pa­ris, spiel­te in klei­nen Clubs, ar­bei­te­te ab und zu mit Dex­ter Gor­don und bet­tel­te um Fla­schen bil­li­gen Weins. Er spiel­te haupt­säch­lich Stan­dards, weil es ihm schwer fiel, neu­es Ma­te­ri­al zu ler­nen. Selbst dann hat er sei­ne Auf­trit­te oft ab­ge­kürzt. Manch­mal hielt er mit­ten in ei­nem Lied in­ne, starr­te aus­drucks­los auf die Tas­ta­tur und brach dann in un­bän­di­ge Wut aus. Po­well, der in­zwi­schen an Tu­ber­ku­lo­se er­krankt war, kehr­te 1964 für ein En­ga­ge­ment im Bird­land nach New York zu­rück, aber er hat­te ein­fach nicht mehr das Zeug da­zu. Er schi­en sich in sei­nen ei­ge­nen Lie­dern zu ver­ir­ren. Der Auf­tritt wur­de ab­ge­bro­chen. In den nächs­ten vier Jah­ren trat er nur zwei­mal öf­fent­lich auf, und bei­de Ma­le wa­ren es Ka­ta­stro­phen. Und dann leb­te Po­well auf der Stra­ße, hus­te­te Blut von der Tu­ber­ku­lo­se und hat­te ei­ne schlech­te Le­ber. Er starb am 1. Ju­li 1966 an Un­ter­er­näh­rung. An­ders aus­ge­drückt: Bud Po­well, der Mann, den Bill Evans als den ta­len­tier­tes­ten Jazz­mu­si­ker sei­ner Zeit be­zeich­ne­te, ver­hun­ger­te auf den Stra­ßen von Man­hat­tan.Er war erst 41 Jah­re alt.

* * *

Monks Fall kam schließ­lich im Ok­to­ber vor Ge­richt. Der Rich­ter zeig­te sich ent­setzt dar­über, dass Monk auf­grund solch fa­den­schei­ni­ger Be­wei­se so lan­ge fest­ge­hal­ten wor­den war, und ließ ihn frei. In die­sen sech­zig Ta­gen hat­te sich die Welt ver­än­dert. Zu­nächst ein­mal hat­te sein Pro­du­zent Al­fred Li­on sei­ne Ge­werk­schafts­bei­trä­ge nach­ge­zahlt. Li­on hat­te auch acht von Monks al­ten 78er-Auf­nah­men auf ei­nem Lang­spiel­al­bum für Blue No­te mit dem Ti­tel The Ge­ni­us of Mo­dern Mu­sic zu­sam­men­ge­stellt . Lang­spiel­plat­ten wa­ren neu in der Jazz­sze­ne, und die­se Plat­ten er­mög­lich­ten Monk ei­ne neue Art von Frei­heit, sei­ne Im­pro­vi­sa­tio­nen über die stren­gen Drei-Mi­nu­ten-Gren­zen der 78er-Plat­ten hin­aus aus­zu­deh­nen.

Aber es gab ein erns­tes Pro­blem. Nach Monks Ver­haf­tung hat­ten die New Yor­ker Be­hör­den ihm sei­ne "Ca­ba­ret Card" ent­zo­gen, die er brauch­te, um in Clubs mit Al­ko­holaus­schank auf­tre­ten zu kön­nen. Es wür­de schwie­rig wer­den, das neue Al­bum zu pro­mo­ten, wenn er nicht in der Öf­fent­lich­keit spie­len konn­te.

In den ers­ten Mo­na­ten ver­brach­te Monk al­so die meis­te Zeit zu Hau­se: ko­chen, put­zen, sich um sei­ne Mut­ter und sei­nen klei­nen Sohn küm­mern. Er ver­dien­te ein we­nig Geld, in­dem er in sei­nem Haus Kla­vier­un­ter­richt gab, Songs für an­de­re Bands ar­ran­gier­te und jun­gen Mu­si­kern die Ak­kord­wech­sel und die Har­mo­nie­leh­re der neu­en Mu­sik bei­brach­te, die er, Bird und Po­well in den 1940er Jah­ren in Min­ton's Play­hou­se er­fun­den hat­ten.

Monk un­ter­nahm lan­ge Nachtspa­zier­gän­ge, nach­dem Nel­lie nach Hau­se ge­kom­men war, kom­po­nier­te neue Lie­der in sei­nem Kopf, form­te al­te Stan­dards in ver­blüf­fen­de neue For­men um und lausch­te dem Jazz und Blues, der aus den Clubs von Har­lem drang. Manch­mal ging er nach Broo­klyn und spiel­te in Bars, die von Schwar­zen ge­führt wur­den und die sich of­fen über das Ver­bot der New Yor­ker Al­ko­hol­be­hör­de für Mu­si­ker oh­ne Kar­te hin­weg­setz­ten, Or­te, an de­nen Leo­nard Fea­ther nie zu se­hen war. An an­de­ren Aben­den ging er zu Art Bla­keys Haus, wo die bei­den Jazz-Ti­ta­nen bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den Schach spiel­ten.

Al­les in al­lem hat­te sich Monks Le­bens­si­tua­ti­on nicht we­sent­lich ver­bes­sert. Die Blue-No­te-Plat­ten ver­kauf­ten sich nicht be­son­ders gut, eben­so we­nig wie die her­vor­ra­gen­den Pres­ti­ge-Al­ben mit Son­ny Rol­lins und Max Roach, die ih­nen folg­ten. Er be­kam im­mer noch nicht vie­le be­zahl­te Auf­trit­te und wur­de um die Tan­tie­men für "Round Mid­night", einen der meist­ge­spiel­ten Songs der 1950er Jah­re, be­tro­gen.

Die Kri­ti­ker blie­ben von Monks Stil weit­ge­hend un­be­ein­druckt. Er war nicht so auf­fäl­lig und schnell wie Art Ta­tum und auch nicht so tran­szen­dent wie Po­well, der große Vir­tuo­se. Monks Idi­om wa­ren krum­me Pas­sa­gen und kniff­li­ge Taktar­ten, un­ter­bro­chen von selt­sa­men Stil­le­pha­sen und ne­ga­ti­ven Räu­men, so als hät­te er die Songs auf das We­sent­li­che re­du­ziert. We­sent­lich für Monk, be­deu­tet das.

Nel­lie nann­te die­se ma­ge­ren Ta­ge die "Un-Jah­re", in de­nen Monk sich in ei­ne Art in­ne­res Exil zu­rück­zog, in dem er nicht mehr in den Clubs spie­len durf­te, son­dern sich in sei­nen ei­ge­nen Kopf zu­rück­zog und sich in sei­nem ei­ge­nen Tem­po trei­ben ließ. "Wir hat­ten kein Geld", sag­te Nel­lie. "Kein Ort, an den man ge­hen konn­te. Ei­ne völ­li­ge Lee­re." Monk be­schrieb es als "wie tot lie­gen".

Dann er­hielt Monk einen An­ruf von Charles De­lau­ney, der ihn nach Frank­reich ein­lud, um auf dem Drit­ten Pa­ri­ser Jazz­fes­ti­val zu spie­len. Monk war von die­ser Chan­ce be­geis­tert. Er war seit lan­gem fran­ko­phil, da­her die Bas­ken­müt­ze, die er fast die ge­sam­ten 1940er Jah­re hin­durch trug, und der But­ton "Frei­es Frank­reich", den er oft an sein Re­vers hef­te­te. Monk hat­te noch einen wich­ti­gen Auf­tritt zu ab­sol­vie­ren, be­vor er an Bord des Air-Fran­ce-Flug­zeugs nach Or­ly ging: ei­ne Be­ne­fiz­ver­an­stal­tung für Paul Ro­be­son, dem die Tru­man-Re­gie­rung den Rei­se­pass ent­zo­gen hat­te, weil er sich ge­gen einen Krieg mit der So­wje­tu­ni­on aus­ge­spro­chen hat­te. Es war ei­ne ris­kan­te Ver­an­stal­tung, aber Monk, der Ro­be­son seit lan­gem be­wun­der­te (so­wohl we­gen sei­ner Sport­lich­keit als auch we­gen sei­ner schau­spie­le­ri­schen Leis­tun­gen und sei­nes Ak­ti­vis­mus), war sich si­cher, dass er nichts mehr zu ver­lie­ren hat­te.

Monk war be­reit für Pa­ris, aber die Pa­ri­ser, die so vie­le schwar­ze Jazz­mu­si­ker mit of­fe­nen Ar­men emp­fan­gen hat­ten, wuss­ten nicht, was sie von Monk hal­ten soll­ten, als er in ei­nem leuch­tend blau­en An­zug über die Büh­ne des Sal­le Pleyel stol­zier­te und ei­ne kur­ven­rei­che Ver­si­on von "Off Mi­nor" an­stimm­te. Den meis­ten Be­rich­ten zu­fol­ge war Monk be­trun­ken, nach­dem er den Tag da­mit ver­bracht hat­te, Gras zu rau­chen und zum ers­ten Mal star­ken fran­zö­si­schen Co­gnac zu trin­ken. Au­ßer­dem spiel­te er mit zwei fran­zö­si­schen Mu­si­kern, die sei­ne Mu­sik nicht ver­stan­den oder gar kann­ten. Sie hat­ten die Lie­der nur ein­mal ge­probt. Aber es wa­ren Monks Mu­sik und sein Spiel­stil, die die Fran­zo­sen wirk­lich zu ver­wir­ren, wenn nicht gar zu ent­set­zen schie­nen. Das war nicht Count Ba­sie oder Du­ke El­ling­ton. Monk krümm­te sich und stöhn­te, wäh­rend er spiel­te, stampf­te mit sei­nen großen Fü­ßen auf die Pe­da­le und zer­quetsch­te die Tas­ten mit sei­nem Ell­bo­gen. Er schwitz­te und stöhn­te, als er die­se selt­sa­men Block­ak­kor­de zu zer­split­ter­ten Mo­du­la­tio­nen her­aus­schmet­ter­te und ge­bro­che­ne Riffs hin­leg­te, die wie Sprungschnit­te in ei­nem Go­dard-Film zu­sam­men­ge­fügt wa­ren. Als al­les vor­bei war, buh­ten vie­le der an Di­xie­land und Swing ge­wöhn­ten Fran­zo­sen Monks Auf­tritt aus, wäh­rend an­de­re nur den Kopf schüt­tel­ten und sich frag­ten, was da ge­ra­de pas­siert war. Im Großen und Gan­zen schie­nen die Eu­ro­pä­er die Mu­sik von Monk nicht zu ver­ste­hen. Der Dich­ter Phi­lip Lar­kin be­schimpf­te Monk als den "Ele­fan­ten am Key­board". Wie ist die­se Feind­se­lig­keit zu er­klä­ren? Liegt es dar­an, dass Monks Spiel, an­ders als das von El­ling­ton, Po­well oder Bill Evans, nichts der klas­si­schen Tra­di­ti­on ver­dankt?

Hin­ter der Büh­ne traf Monk auf sei­ne lang­jäh­ri­ge Freun­din Ma­ry Lou Wil­liams, die be­mer­kens­wer­te Jazz­pia­nis­tin und Kom­po­nis­tin, die mit Du­ke El­ling­ton, Diz­zy Gil­le­spie und Ben­ny Good­man zu­sam­men­ge­ar­bei­tet hat­te. Wil­liams war zwei Jah­re zu­vor nach Pa­ris ge­zo­gen. Bei Wil­liams war ei­ne schlan­ke, ju­we­len­be­han­ge­ne Frau na­mens Ni­ca, die Monks Kar­rie­re und sein Le­ben ver­än­dern soll­te. Ni­ca war die Ba­ro­nin Pan­no­ni­ca de Koe­nigs­wa­ter, ei­ne Er­bin der Ban­kiers­fa­mi­lie Roth­schild. Ni­ca schüt­tel­te Monk die Hand und for­der­te ihn auf, die Aus­ru­fe des Pu­bli­kums zu igno­rie­ren. "Ich hö­re Ih­re Mu­sik schon seit Jah­ren", sag­te sie und er­zähl­te Monk, dass sie ge­weint ha­be, als sie ihn das ers­te Mal "Round Mid­night" spie­len hör­te.

Ni­ca war be­kannt als die Ba­ro­nin des Be­bop. Sie er­zähl­te Monk, dass sie nach der Tren­nung von ih­rem Mann Ju­les, ei­nem ös­ter­rei­chi­schen Ba­ron und Berg­bau­ma­gna­ten, nach Man­hat­tan ge­zo­gen war. Ni­ca wohn­te in ei­ner Sui­te auf der Fifth Ave­nue im Stan­ho­pe Ho­tel, wo Char­lie Par­ker in ih­rer Ob­hut ster­ben soll­te. Sie sag­te Monk, er sol­le sie auf­su­chen, wenn er wie­der in Man­hat­tan sei.

Nach­dem Monk nach New York zu­rück­ge­kehrt war, ging es mit sei­ner Kar­rie­re auf­wärts. Er un­ter­schrieb einen Ver­trag mit Ri­ver­si­de Re­cords und nahm in kür­zes­ter Zeit zwei sei­ner bes­ten Al­ben auf: das ver­blüf­fen­de The­lo­nious Monk Plays the Mu­sic of Du­ke El­ling­ton und Bril­li­ant Cor­ners mit Son­ny Rol­lins, der ein feu­ri­ges Sa­xo­phon bläst. Bei­de Plat­ten ver­kauf­ten sich re­la­tiv gut und brach­ten Monk ei­ni­ge sei­ner bes­ten Kri­ti­ken ein.

1957 wur­de ihm ein Dau­er­platz im Fi­ve Spot Café am Cooper Squa­re in der Bo­we­ry an­ge­bo­ten, ei­nem Treff­punkt für Beat-Au­to­ren wie Jack Kerouac und Al­len Gins­berg und ab­strak­te ex­pres­sio­nis­ti­sche Ma­ler wie Franz Klein und Wil­lem de Koo­ning. Zu Monks Band im Fi­ve Spot ge­hör­ten John Col­tra­ne am Sa­xo­phon und Wil­bur Wa­re am Bass. Der La­den war je­den Abend voll.

Als das Fi­ve Spot-En­ga­ge­ment en­de­te, ver­ließ Col­tra­ne Monks Quar­tett, um sich Mi­les Da­vis an­zu­schlie­ßen. Monk brauch­te ei­ni­ge Mo­na­te, be­vor er ei­ne neue Band zu­sam­men­stell­te und ei­ne Wo­che lang im Co­me­dy Club in Bal­ti­mo­re auf­trat. Zu dem neu­en Quar­tett ge­hör­ten Char­lie Rou­se am Te­nor, Ah­med Ab­dul-Ma­lik am Bass und Roy Hay­nes am Schlag­zeug.

Am Tag vor Monks Ab­rei­se zum En­ga­ge­ment in Bal­ti­mo­re wur­de Nel­lie krank und sag­te Monk, dass sie nicht mit­kom­men wol­le. Al­so rief er Ni­ca an und sie bot an, Monk und Rou­se in ih­rem wei­ßen Bent­ley nach Bal­ti­mo­re zu fah­ren. Monk könn­te sich Nel­lies Er­käl­tung zu­ge­zo­gen ha­ben, denn er fühl­te sich krank und ein we­nig mür­risch. Als sie De­la­wa­re er­reich­ten, bat Monk Ni­ca, ir­gend­wo an­zu­hal­ten, da­mit er et­was trin­ken könn­te. "Ein kal­tes Ge­tränk", sag­te Monk, als sie die Rou­te 40 ent­lang­fuh­ren. "Ein Bier, ein Glas Was­ser, ir­gen­det­was?"

Ni­ca hielt an ei­nem Ort na­mens Park Pla­za Mo­tel, et­was au­ßer­halb der Stadt New Cast­le. Ni­ca war­te­te im Au­to, wäh­rend Monk aus­stieg und ins Haus ging. Rou­se lag auf dem Rück­sitz und schnarch­te. Was Ni­ca wahr­schein­lich nicht wuss­te, war, dass De­la­wa­re nach wie vor ei­ner der ras­sis­tischs­ten Staa­ten im Os­ten ist. Ei­ni­ge Schwar­ze nann­ten es das nörd­li­che Miss­is­sip­pi. Der geo­gra­fisch im Nor­den ge­le­ge­ne Bun­des­staat De­la­wa­re hielt sich noch strikt an die Jim-Crow-Ge­set­ze und -Ein­stel­lun­gen. Es war der ein­zi­ge nörd­li­che Bun­des­staat, der die Schul­tren­nung in sei­ner Ver­fas­sung ver­an­kert hat­te. Noch bis in die 1960er Jah­re gab es in De­la­wa­re Clubs, Toi­let­ten und Mo­tels nur für Wei­ße. Und The­lo­nious Monk war ge­ra­de in einen von ih­nen hin­ein­ge­lau­fen.

Monk be­trat das Mo­tel, sah nie­man­den an der Re­zep­ti­on und ging zu­rück in die Kü­che, wo er ei­ne Frau um ein Glas Was­ser bat. Die Frau war ei­ne Frau Ton­ge, die Frau des Ei­gen­tü­mers. Sie starr­te Monk feind­se­lig an und for­der­te ihn auf, das Ho­tel zu ver­las­sen.

"Ich möch­te nur ein Glas Was­ser", ant­wor­te­te Monk. "Ich will kein Zim­mer. Nur einen Drink."

"Wir ha­ben kein Was­ser für Sie, ge­hen Sie ein­fach", schnauz­te die Frau.

Monk hat sich nicht be­wegt.

Zu­rück an der Re­zep­ti­on, te­le­fo­nier­te Herr Ton­ge mit der Staats­po­li­zei, die in­ner­halb we­ni­ger Mi­nu­ten im Ho­tel ein­traf. Monk stand im­mer noch in der Lob­by, als die Po­li­zis­ten auf­tauch­ten, mit ei­ner ver­zwei­fel­ten Ni­ca hin­ter ih­nen. Sie be­gan­nen, Monk zu be­drän­gen, aber Monk wei­ger­te sich, mit ih­nen zu spre­chen. Ni­ca er­zähl­te den Po­li­zis­ten, dass Monk krank sei. Die Po­li­zis­ten pack­ten Monk an den Ar­men und zerr­ten ihn aus dem Ho­tel. Monk ging wei­ter zum Au­to, öff­ne­te die Tür, stieg ein und ver­rie­gel­te sie. Ni­ca folg­te ihm.

Doch als der Bent­ley den Park­platz ver­ließ, wur­den die Po­li­zis­ten miss­trau­isch, weil sie zwei schwar­ze Män­ner und ei­ne Frau in ei­nem schi­cken Au­to sa­hen. Die Po­li­zis­ten häm­mer­ten an Monks Fens­ter und for­der­ten ihn auf, aus­zu­stei­gen. Monk wei­ger­te sich.

"Warum zum Teu­fel soll­te ich?" schrie Monk die Po­li­zis­ten an.

In­zwi­schen wa­ren zwei wei­te­re Po­li­zei­fahr­zeu­ge vor­ge­fah­ren. Die Po­li­zis­ten um­stell­ten den Bent­ley mit ge­zück­ten Schlag­stö­cken. Monk rühr­te sich nicht. Die Po­li­zis­ten hat­ten kei­nen Durch­su­chungs­be­fehl und kei­nen hin­rei­chen­den Grund, das Au­to an­zu­hal­ten oder zu durch­su­chen.

"Raus aus dem Au­to, Nig­ger", schrie der Po­li­zist und zog an der Tür. Monk hielt sich krampf­haft fest. In die­sem Mo­ment be­gan­nen die Po­li­zis­ten, mit ih­ren Schlag­stö­cken auf sei­ne Hän­de ein­zu­schla­gen und schlu­gen ihn im­mer wie­der bru­tal, wo­bei Ni­ca schrie: "Hört auf, auf sei­ne Hän­de zu schla­gen! Er ist ein Pia­nist." Aber die Po­li­zis­ten schlu­gen wei­ter auf Monk ein. Ni­cas Bit­ten schie­nen ih­re Wut nur noch zu stei­gern. Sie schlu­gen bru­tal auf sei­ne Hän­de, sei­ne Ar­me und sei­nen Kopf ein. Sie ris­sen ihm die ro­te Sei­den­kra­wat­te ab und war­fen Monk auf den Bo­den.

"Monk hat nicht nach­ge­ge­ben", sag­te Char­lie Rou­se. "Wenn er glaubt, dass er Recht hat, bleibt er bei sei­ner Mei­nung. Wenn sie ihn auf­for­der­ten, sich zu set­zen, stand er auf. Wenn sie ihm sag­ten, er sol­le et­was sa­gen, sag­te er nichts."

Wäh­rend zwei Po­li­zis­ten sei­ne Ar­me fest­hiel­ten, ging Monk trot­zig auf den Strei­fen­wa­gen zu, die blu­ten­den Hän­de hin­ter dem Rücken ge­fes­selt. Er summ­te vor sich hin.

Dies ist ein Aus­zug aus Jeffrey St. Clairs dem­nächst er­schei­nen­dem Buch, Sound Gram­mar: Blues and the Sub­ver­si­ve Truth.

Jeffrey St. Clair ist Her­aus­ge­ber von Coun­ter­Punch. Sein jüngs­tes Buch ist An Or­gy of Thie­ves: Neo­li­be­ra­lism and Its Dis­con­tents (mit Alex­an­der Cock­burn). Sie kön­nen ihn er­rei­chen un­ter: sit­ka@com­cast.net oder auf Twit­ter @JeffreySt­Clair3.